Am 11. September 2023 veröffentlichte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend alarmierende Zahlen über die Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen ausländischer Herkunft in Deutschland. Die Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (hib 638/2023) offenbarte, dass die Anzahl der Inobhutnahmen aufgrund von Kindeswohlgefährdung im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist.
**Hintergrund:**
Laut den Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe des Statistischen Bundesamtes betrug der Anteil der Inobhutnahmen von Kindern mit ausländischer Herkunft mindestens eines Elternteils im Jahr 2022 44 Prozent. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil bei 41,6 Prozent. Die Bundesregierung betont, dass diese Zahlen dem prozentualen Anstieg von Familien mit Migrationshintergrund und Kindern unter 18 Jahren in der Gesamtbevölkerung entsprechen. Dieser stieg zwischen 2021 und 2022 von 40,1 Prozent auf 42,2 Prozent.
**Herausforderungen und Bedenken:**
Die steigende Anzahl von Inobhutnahmen bei Kindern ausländischer Herkunft wirft Fragen und Bedenken auf. Die Linke thematisierte in ihrer Anfrage Rassismus-Erfahrungen von Familien in Jugendämtern, Standesämtern und Familiengerichten. Dies wirft ein Schlaglicht auf mögliche strukturelle Probleme und Ungerechtigkeiten im Umgang mit ausländischen Familien im deutschen Kinderschutzsystem.
**Ursachen und Erklärungen:**
Die Bundesregierung argumentiert, dass der Anstieg der Inobhutnahmen mit dem allgemeinen Anstieg von Familien mit Migrationshintergrund und Kindern unter 18 Jahren in der Bevölkerung korreliert. Dies könnte darauf hinweisen, dass die steigende Vielfalt in der Bevölkerung zu einer proportionalen Zunahme der Fälle von Kindeswohlgefährdung führt. Dennoch bleibt die Frage, inwiefern mögliche Vorurteile und rassistische Strukturen in den Entscheidungen der Jugendämter eine Rolle spielen.
**Notwendigkeit einer differenzierten Analyse:**
Es ist von entscheidender Bedeutung, eine differenzierte Analyse der Ursachen für Inobhutnahmen von ausländischen Kindern durchzuführen. Dies sollte nicht nur statistische Erhebungen, sondern auch qualitative Untersuchungen über Rassismus-Erfahrungen von betroffenen Familien und mögliche Vorurteile innerhalb des Kinderschutzsystems einschließen.
**Schlussfolgerung:**
Die aktuellen Zahlen der Inobhutnahmen von ausländischen Kindern in Deutschland geben Anlass zur Sorge und erfordern eine vertiefte Analyse. Es ist unerlässlich, die möglichen strukturellen Probleme und rassistischen Elemente innerhalb des Kinderschutzsystems zu identifizieren und anzugehen. Nur durch eine umfassende Betrachtung können adäquate Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass der Schutz von Kindern unabhängig von ihrer Herkunft gewährleistet ist.
**Quellennachweis:**
11.09.2023 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend — Antwort — hib 638/2023
Mehr Kinder ausländischer Herkunft in Obhut der Jugendämter
https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-965496
**Link-und Lesetipps:**
OBHUTNAHME
Migrantenkinder häufiger betroffen
Im Jahr 2008 haben die Jugendämter in Deutschland 32 300 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das sind rund 4 100 (+ 14,4%) mehr als 2007. Gegenüber dem Jahr 2005 beträgt die Steigerung sogar 26%. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der FDP (16/13715) hervor. Aus der Statistik ist weiter zu entnehmen, dass insbesondere die ausländischen Kinder von den sogenannten vorläufigen Schutzmaßnahmen betroffen sind.
Dienstag, 11.08.2009, 6:52 Uhr | zuletzt aktualisiert: Montag, 31.10.2011, 19:48 Uhr Lesedauer: 3 Minuten
Der Anteil der in Obhut genommenen Nichtdeutschen liege nach Informationen der Bundesregierung im Bundesdurchschnitt bei etwa 18 Prozent. Diese Verteilung bestätigt sich für Länder wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz oder auch Schleswig-Holstein. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur ist der Anteil der Nichtdeutschen in den ostdeutschen Bundesländern sehr viel niedriger. Deren Anteil liegt bei 3 Prozent bis 5 Prozent bzw. für Sachsen bei 9 Prozent. Dagegen sind ausländische Kinder in Bayern mit 23 Prozent, in Baden-Württemberg mit 24 Prozent sowie in Hessen mit 31 Prozent deutlich öfter in Obhut genommen als in den meisten anderen Flächenländern. Höhere Werte werden für die Stadtstaaten Berlin (32 Prozent) und Hamburg (44 Prozent) ausgewiesen.
https://www.migazin.de/2009/08/11/statistik-zur-inobhutnahme-von-migrantenkindern-unvollstandig/
INOBHUTNAHMEN 2010
Jugendämter intervenieren bei ausländischen Kindern immer häufiger
Die Zahl der Inobhutnahmen ist im Jahr 2010 um acht Prozent gestiegen. Der Anstieg beträgt bei ausländischen Kindern sogar 16 Prozent. Im Ländervergleich ist Hamburg Spitzenreiter. Dort sind drei von fünf Kindern in Obhut ausländisch.
Donnerstag, 14.07.2011, 8:30 Uhr | zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten
Im Jahr 2010 haben die Jugendämter in Deutschland 28 300 deutsche und 8 100 ausländische Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das waren insgesamt rund 2 600 (+ 8 Prozent) mehr als 2009. Wie das Statistische Bundesamt außerdem mitteilt, lag die Zahl der von Schutzmaßnahmen Betroffenen damit um 42 Prozent höher als noch vor fünf Jahren.
Ausländische Kinder immer öfter betroffen
Auf Anfrage des MiGAZIN wurde weiter mitgeteilt, dass insbesondere die Zahl der in Obhut genommenen ausländischen Kinder unverhältnismäßig steigt. So waren 2010 in rund 22 Prozent (8 100) aller Fälle ausländische Kinder von Schutzmaßnahmen der Jugendämter betroffen, im Jahr zuvor betrug diese Quote rund 21 Prozent (7 000). Dieser Anstieg wird besonders deutlich, wenn man die Quoten separat betrachtet: So betrug der Zuwachs der Inobhutnahmen bei deutschen Kindern und Jugendlichen 5,7 Prozent, bei ausländischen Kindern lag dieser Wert bei knapp 16 Prozent.
Der langfristige Vergleich verdeutlicht den unverhältnismäßigen Anstieg noch einmal: Im Jahre 2006 waren noch knapp 4 600 ausländische Kinder von Schutzmaßnahmen betroffen. Bis 2010 bedeutet das ein Anstieg von fast 77 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Im selben Zeitraum betrug der Anstieg bei deutschen Kindern vergleichsweise niedrige 32 Prozent.
Hamburg alleiniger Spitzenreiter
Im Ländervergleich fällt vor allem ein Ausreißer auf: In Hamburg machen die in Obhut genommenen ausländischen Kinder über 62 Prozent (53 Prozent im Vorjahr) aller Fälle aus (1 100). Im Vergleich dazu beträgt diese Quote in Berlin vergleichsweise niedrige 27 Prozent, obwohl Berlin einen höheren Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung ausweist als Hamburg. Auch in anderen Bundesländern mit ähnlich hohem Ausländeranteil – Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen oder Bremen – ist maximal nur jedes vierte in Obhut genommene Kind ausländisch. Nur Hessen weist mit knapp 36 Prozent einen höheren Wert auf, bleibt dennoch weit hinter Hamburg zurück.
Ausländische Kinder kehren seltener zurück
Glücklicherweise kehrten insgesamt 15 300 oder (42 Prozent) junge Menschen nach der Inobhutnahme zu den Sorgeberechtigten zurück. Eine Aufschlüsselung nach deutschen und ausländischen Kindern ergibt aber auch hier eine deutliche Schieflage. Während rund 44 Prozent (28 300) aller von Schutzmaßnahmen betroffenen deutschen Kinder zu ihren Sorgeberechtigten zurückkehren konnten, betrug diese Quote bei ausländischen Kindern nur rund 35 Prozent (8 100). (es)
https://www.migazin.de/2011/07/14/obhut-jugendamt-auslaendische-kinder-schutzmassnahme/
Wie viel kostet eine Inobhutnahme?
Inobhutnahme: Kosten für Heimkinder steigen rasant - WELT
Das Milliardengeschäft mit den Heimkindern
Veröffentlicht am 28.12.2015 | Lesedauer: 6 Minuten
Von Dorothea Siems Chefökonomin
Kinder in Deutschland landen häufiger bei Pflegeeltern oder im Heim. Wurden 2005 knapp 26.000 Minderjährige von den Jugendämtern in ihre Obhut genommen, lag diese Zahl 2014 schon bei mehr als 48.000. Dabei gibt es frappierende Unterschiede zwischen den Bundesländern, stellt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fest, die der „Welt“ vorliegt. „So treten in Niedersachsen nur fünf sogenannte Verfahren zur Gefährdungseinschätzung pro tausend unter 18-Jährigen auf, während es in Mecklenburg-Vorpommern knapp 17 Fälle und im Stadtstaat Bremen sogar 23 Fälle sind.“ Auch die Kosten pro Fall variieren regional sehr stark.
Bei den unterschiedlichen Kinderschutzmaßnahmen sind die Kosten pro Fall ebenfalls extrem verschieden. Für ein Kind, das im Heim untergebracht wird, verzeichnet Nordrhein-Westfalen mit knapp 36.000 Euro pro Fall die höchsten Ausgaben, dicht gefolgt von Niedersachsen. Deutlich kostengünstiger ist die Heimbetreuung dagegen nicht nur in den ostdeutschen Ländern, sondern auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen. Noch stärker sind die Unterschiede bei der Vollzeitpflege, wo kostenmäßig Berlin an der Spitze liegt. Am extremsten aber ist die Varianz bei der Erziehungsberatung: Hier leistet sich mit Mecklenburg-Vorpommern ein ostdeutsches Land mit 830 Euro pro Fall zehnmal höhere Ausgaben als die Niedersachsen oder Bayern.
Schon diese Schlaglichter zeigen, dass die eklatanten Kostendifferenzen offensichtlich keinem nachvollziehbaren Muster folgen. Die IW-Studie liefert denn auch andere Erklärungsansätze, die allerdings an der Effizienz des Kinderschutzes in Deutschland zweifeln lassen. Das größte Problem sehen die Ökonomen im Jugendhilfeausschuss. In diesem zentralen Steuerungsgremium des Jugendamtes werden Entscheidungen über die finanzielle Ausstattung und die Auswahl der zu fördernden Maßnahmen getroffen.
In dem Ausschuss sitzen auch die großen Anbieter sozialer Dienste wie etwa die Diakonie, die Caritas oder die Arbeitgeberwohlfahrt, die auch in der Jugendhilfe aktive Player sind. „Freie Träger sind also an Entscheidungen beteiligt, die sie selbst betreffen – sie können dafür sorgen, dass sie selbst Aufträge erhalten“, moniert das IW. Die Forscher verweisen darauf, dass die Monopolkommission bereits angemahnt hat, den Wohlfahrtsverbänden wenigstens das Stimmrecht im Jugendhilfeausschuss zu entziehen, um den Interessenkonflikt zu entschärfen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article150385271/Das-Milliardengeschaeft-mit-den-Heimkindern.html#:~:text=Während%20Baden-Württemberg%20und%20Bayern,und%20Berlin%20(707%20Euro).
Heimerziehung ist eine sehr kostenintensive Hilfe zur Erziehung. Heute kostet ein Platz für ein Kind durchschnittlich zwischen 3.500 – 4.500 EUR pro Monat. Die Eltern werden im Rahmen der Zumutbarkeit zu diesen Kosten herangezogen, wenn sie entsprechende Einkünfte oder Vermögen haben. 31.05.2001
Warum werden so viele Kinder in Obhut genommen?
Jugendämter nehmen wieder mehr Kinder in Obhut - Deutsches Ärzteblatt
Involuntary Placements of Foreign Children in Germany: A Critical Analysis
**Introduction:**
On September 11, 2023, the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women, and Youth released alarming figures regarding the involuntary placements of children and adolescents of foreign origin in Germany. The response to a Minor Interpellation from The Left Party faction (hib 638/2023) revealed that the number of placements due to child endangerment had slightly increased compared to the previous year.
**Background:**
According to the statistics of the Child and Youth Welfare Office of the Federal Statistical Office, the proportion of placements of children with at least one parent of foreign origin in 2022 was 44 percent. In 2021, this proportion was 41.6 percent. The federal government emphasizes that these figures correspond to the percentage increase in families with a migration background and children under 18 years of age in the total population. This increased from 40.1 percent to 42.2 percent between 2021 and 2022.
**Challenges and Concerns:**
The increasing number of placements among children of foreign origin raises questions and concerns. The Left Party addressed racism experiences of families in youth offices, registry offices, and family courts in their inquiry. This sheds light on potential structural issues and injustices in dealing with foreign families in the German child protection system.
**Causes and Explanations:**
The federal government argues that the increase in placements correlates with the general rise in families with a migration background and children under 18 years of age in the population. This may suggest that the increasing diversity in the population leads to a proportional increase in cases of child endangerment. However, the question remains as to the extent to which possible biases and racist structures play a role in the decisions of youth offices.
**Need for a Differentiated Analysis:**
It is crucial to conduct a differentiated analysis of the reasons for placements of foreign children. This should include not only statistical surveys but also qualitative investigations into the racism experiences of affected families and possible biases within the child protection system.
**Conclusion:**
The current figures on the involuntary placements of foreign children in Germany are cause for concern and require in-depth analysis. It is essential to identify and address possible structural issues and racist elements within the child protection system. Only through comprehensive examination can appropriate measures be taken to ensure that the protection of children is guaranteed regardless of their origin.
**Buchtipp:**
Die Inobhutnahme
„Mama, warum hat man mir das angetan?“
"Mama, warum hat man mir das angetan?“ ist die herzzerreißende Geschichte von Andrea Fellmann und ihrem Sohn Sandro. Als alleinerziehende Mutter mit Multipler Sklerose kämpft Andrea unermüdlich für ein normales Leben für ihren Sohn, der in der Schule Schwierigkeiten hat. Doch ihr
Kampf nimmt eine erschreckende Wendung, als das Betreuungssystem in Österreich mit gnadenloser
Härte zuschlägt. Ein übereifriger Besuch von Sandros Sozialarbeiterinnen des Jugendamts führt zu einer
grundlosen Inobhutnahme.
Plötzlich wird Sandro aus seiner vertrauten Umgebung gerissen und in eine Einrichtung gesteckt, während Andrea einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Doch anstatt sich zu unterwerfen, entscheiden sich Mutter und Sohn zu kämpfen. Gemeinsam trotzen sie einem System, das vorgibt, das Beste für Kinder
zu wollen, aber in Wirklichkeit nur institutionelle Kälte bietet.
Andrea Fellmanns Buch ist ein erschütternder Einblick in die Ungerechtigkeiten, die staatliche Eingriffe in die Familie mit sich bringen können. Es ist aber auch eine inspirierende Geschichte über die unerschütterliche Kraft der Liebe und den Mut, gegen scheinbar unüberwindbare Hindernisse anzukämpfen.
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