Der Missbrauch des Begriffs ADHS: Wie der Trend zur Fehldiagnostizierung Gesellschaft und Individuen beeinflusst

Veröffentlicht am 22. April 2024 um 18:02

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine weit verbreitete Diagnose, die oft bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gestellt wird. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Trend entwickelt, bei dem der Begriff ADHS in diagnostischer und gesellschaftlicher Hinsicht missbraucht wird. Dieser Artikel untersucht die Auswirkungen dieser Entwicklung auf Individuen und die Gesellschaft, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien.

**Die Zunahme der ADHS-Diagnosen**

ADHS ist eine neurobiologische Störung, die sich durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. Laut einer Studie des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) aus dem Jahr 2022 stieg die Diagnose von ADHS bei Kindern im Alter von 3 bis 17 Jahren in den USA im letzten Jahrzehnt um 30%. Diese Zunahme wirft Fragen zur Diagnostik und zum Umgang mit ADHS auf.

**Diagnostischer Missbrauch: Überdiagnose und Falschdiagnose**

Die steigende Anzahl von ADHS-Diagnosen hat zu einer Debatte über die Überdiagnose und Falschdiagnose geführt. Studien, wie beispielsweise von Bruchmüller et al. (2012), zeigen, dass ein erheblicher Anteil der ADHS-Diagnosen auf eine fehlerhafte oder unvollständige Diagnostik zurückzuführen ist. In vielen Fällen basieren Diagnosen auf oberflächlichen Kriterien, ohne Berücksichtigung anderer Faktoren wie familiäre Umstände, schulische Anforderungen oder soziale Stressoren.

Die Überdiagnose von ADHS kann zu unnötigen Medikamentenverschreibungen führen. Methylphenidat, der häufig verschriebene Wirkstoff bei ADHS, steht im Verdacht, bei falscher Anwendung Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Probleme auszulösen (Cortese et al., 2018). Wenn Medikamente ohne klare Indikation verschrieben werden, besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche unnötig belastet werden.

**Gesellschaftlicher Missbrauch: Stigmatisierung und Normierung**

Neben der Überdiagnose trägt der gesellschaftliche Missbrauch des Begriffs ADHS zur Stigmatisierung und Normierung bei. ADHS wird häufig als Begründung für Verhaltensauffälligkeiten verwendet, was zu einer Reduktion der individuellen Persönlichkeit führen kann. Eltern und Lehrer neigen dazu, Kinder mit vermeintlichen ADHS-Symptomen anders zu behandeln, wodurch sie stigmatisiert und sozial ausgegrenzt werden.

Zudem führt die gesellschaftliche Normierung zu unrealistischen Erwartungen an Kinder und Jugendliche. Die Forderung nach konstantem Fokus und Leistung in einer Welt, die immer schneller und komplexer wird, schafft einen enormen Druck. Die Benutzung des Begriffs ADHS als Erklärung für jede Art von Unaufmerksamkeit oder Impulsivität trägt dazu bei, dass natürliche Verhaltensweisen pathologisiert werden.

**Der Weg nach vorne: Bessere Diagnostik und Sensibilisierung**

Um den diagnostischen und gesellschaftlichen Missbrauch des Begriffs ADHS zu bekämpfen, ist eine ganzheitliche Herangehensweise erforderlich. Diagnostiker sollten sorgfältiger vorgehen und nicht nur auf Symptome, sondern auch auf die Gesamtsituation des Kindes oder Erwachsenen achten. Lehrer und Eltern müssen für die Vielfalt von Verhaltensweisen sensibilisiert werden und erkennen, dass nicht jede Abweichung von der Norm ein Zeichen für ADHS ist.

Der Umgang mit ADHS muss zudem entstigmatisiert werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer tatsächlichen ADHS-Diagnose sollten nicht auf ihre Störung reduziert werden, sondern als Individuen betrachtet werden, die besondere Unterstützung und Verständnis benötigen. Durch eine ausgewogene Sichtweise können wir verhindern, dass der Begriff ADHS sowohl diagnostisch als auch gesellschaftlich missbraucht wird.

**Quellenangaben**
- Bruchmüller, K., Margraf, J., & Schneider, S. (2012). Is ADHD Diagnosed in Accord With Diagnostic Criteria? Overdiagnosis and Influence of Client Gender on Diagnosis. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 80(1), 128–138.
- Cortese, S., Adamo, N., Del Giovane, C., et al. (2018). Comparative Efficacy and Tolerability of Medications for Attention-Deficit Hyperactivity Disorder in Children, Adolescents, and Adults: A Systematic Review and Network Meta-Analysis. The Lancet Psychiatry, 5(9), 727–738.
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC). (2022). Data and Statistics About ADHD. Retrieved from [https://www.cdc.gov/ncbddd/adhd/data.html](https://www.cdc.gov/ncbddd/adhd/data.html).

Ein Fachbuch welches kontrovers bewertet wurde aber für Interessierte relevant und interessant sein  könnte... 

Die ADHS-Lüge: Eine Fehldiagnose und ihre Folgen - Wie wir den Betroffenen helfen Gebundene Ausgabe – 6. März 2015

von Richard Saul (Autor), Dieter Fuchs (Übersetzer)

In den vergangenen Jahrzehnten hat es eine rasante Zunahme der Diagnosen und Arzneiverordnungen für ADHS-Patienten gegeben. Bundesweit wird 6,5 Prozent aller zehn- bis zwölfjährigen Jungen ein Präparat wie Ritalin verordnet. Substanzen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, gravierende Nebenwirkungen haben, abhängig machen können und die Betroffenen nicht heilen. Dabei gibt es, laut Saul, das Krankheitsbild ADHS überhaupt nicht. In Wirklichkeit liegen den beobachteten Symptomen ganz andere Störungsbilder zugrunde. Erkennt und therapiert man diese, so verschwinden auch bald die Symptome der Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsanzeichen.

**Der Missbrauch des Begriffs ADHS: Wie der Überdiagnostizierungstrend Gesellschaft und Individuen beeinflusst**  Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine weit verbreitete Diagnose, die oft bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsene

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